Daniela Heine | Staatlich anerkannte Ergotherapeutin

Ergotherapie mit dem Affolter-Modell in der Praxis Daniela Heine

  • Das Affolter-Modell wird im Bereich der Körper- und Mehrfachbehinderten-Pädagogik bei verschiedenen Klientengruppen angewendet – bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit angeborenen und erworbenen Störungen.
  • Verschiedenartige Schwierigkeiten werden mit einer Wahrnehmungsstörung
    in Zusammenhang gebracht.
  • Das Affolter-Modell, das heute mit einer gewissen Selbständigkeit im Bereich der schweren Behinderung angewendet wird, entstand aus der Auseinandersetzung mit sprachgestörten Kindern.
  • Im Jahr 1962 erhält Felicie Affolter vom Schweizer Sprachpionier Dr. Hans Ammann den Auftrag am Kantonspital in St.Gallen eine pädoaudiologische Abteilung zur Erfassung und Behandlung hörgeschädigter Kleinkinder aufzubauen.
  • Es werden von Fachpersonen Kinder überwiesen, die keine Hörstörung, sondern schwerwiegende Probleme im Spracherwerb zeigen.
  • Diese Kinder weisen im Unterschied zu den hörgeschädigten Kindern zusätzlich Probleme/Auffälligkeiten im nicht-sprachlichen Bereich auf.
  • Kinder werden mit verschiedenen Diagnosen geschickt – zum Beispiel: Autismus, emotionale Störungen, Verhaltensstörungen, Hyperaktivität, Aufmerksamkeitsdefizite.
  • Gewisse nicht-sprachliche Auffälligkeiten werden der Sensomotorik zugeordnet, z.B. beim Einpassen von Puzzleteilen in Einlegebretter, bei der direkten direkten Nachahmung oder beim Bauen von Türmen.

Stehen die sprachlichen und nicht-sprachlichen Schwierigkeiten im Zusammenhang?

Wenn ja, wie kann dieser Zusammenhang beschrieben werden?

In Studien werden gesunde Kinder, sinnesbehinderte Kinder (starke Hörschädigung und blinde Kinder) und Kinder mit schweren Sprachstörungen untersucht.

Ergebnis der Untersuchungen:

Hörgeschädigte und blinde Kinder erzielen die gleichen Leistungen wie die sinnesgesunden Kinder, wenn zum Teil auch etwas später, sofern die Aufgaben nicht in der geschädigten Modalität (auditiv und visuell) angeboten werden.

Im Gegensatz dazu lösen die sprachgestörten Kinder unabhängig von der Modalität, in der die Aufgaben angeboten werden, keine der Komplexen Aufgaben.
Sprachgestörte Kinder versagen schon bei einfachen Aufgaben, wenn diese in der taktil-kinästhetischen Modalität angeboten werden.

Aus diesen Ergebnissen zieht Affolter 1980 den Schluss, dass:

Die Störung in der taktil-kinästhetischen Verarbeitung mit Sprachstörungen
im Zusammenhang steht.

Schlussfolgerung:

Es sind nicht die fehlenden oder auffälligen nicht-sprachlichen Leistungen, welche die vorhandenen Sprachschwierigkeiten bedingen, sondern es ist der Mangel an gespürter Interaktionserfahrung, der sowohl für die fehlenden bzw. auffälligen nicht-sprachlichen wie auch für die fehlenden bzw. auffälligen sprachlichen Leistungen verantwortlich ist.

Welche Behandlung kann daraus abgeleitet werden?

  • Angemessene, gespürte Interaktionserfahrung ermöglichen, dadurch verschiedene Leistungen verbessern, obwohl sie nicht direkt angegangen werden.
  • Übertragen auf die Situation der schwer behinderten Menschen. Dies bedeutet,
    dass nicht isoliert auffällige Bewegungsmuster oder Handlungskompetenzen
    geübt oder geschult werden.
  • Ziel der Intervention ist das Ermöglichen von angemessener gespürter Interaktion im Rahmen des Alltags der betroffenen Personen!

Affolter betrachtet gespürte Interaktionserfahrung, die Menschen im Rahmen von problemlösenden Alltagsgeschehnissen machen, als Wurzel der Entwicklung!

Gespürte Interaktion und Erkenntnis!

  • Gespürte Interaktion ist eine wechselseitige Aktivität zwischen Person und Umwelt.
  • Piaget bezeichnet dieses wechselseitige Geschehen als Prozesse der Assimilation und Akkomodation.
  • Gespürte Interaktion gibt Information über die Position des Körpers innerhalb
    der Umwelt.

Bewegen und Berühren

  • Bewegungen allein genügen nicht, sie müssen dazu führen, dass der Körper der Person in Kontakt mit seiner Umwelt tritt- die Bewegungen des Körpers treffen auf einen Widerstand, der sich den Bewegungen entgegensetzt.
  • Widerstandsveränderungen, das Zusammenkommen (Kontakt) von Person und Umwelt, sind eine erste unabdingbare Voraussetzung, damit gespürte Interaktion möglich wird.

Räumliche Beziehungen

Eine Interaktion mit der Umwelt führt zu Veränderungen von topologischen-räumlichen Beziehungen!

Beispiel:

Die Hand, die ich in Richtung des Türgriffs bewege, ist zunächst von der Umwelt getrennt, dann, im Moment der Berührung mit dem Türgriff, ist die Hand mit der Umwelt zusammen.

  • Nur durch das taktil kinästhetische Sinnessystem können Beziehungen zwischen Person und Umwelt sowohl verändert als auch wahrgenommen werden.
  • Im Gegensatz dazu, können das visuelle und auditive System aktiv sein, aber nie interaktiv sein!